Eine kleine Buchauswahl

Ein hawaiianischer Kahuna-Prister hat mal zu mir gesagt, wir haben alle viel zuviele Bücher. Wirf alle weg. Die wichtigen Wahrheiten kannst Du nur in Dir selbst finden.
Auch Rudolf Steiner hat wohl gesagt, Du sollst selbst denken. So hat es zumindest mal ein angehender anthroposophischer Pädagoge bei seiner Hochzeit formuliert ("schon Rudolf Steiner hat gesagt, wir sollen selber denken..."). Recht haben sie, alle drei. Dennoch habe ich in Büchern viel Wichtiges für mich entdeckt. Und kaufe immer noch Bücher. Von denen ich noch längst nicht alle vollständig gelesen habe... aber das ist eine andere Geschichte.

Die Auswahl ist gänzlich persönlich und keine direkte Empfehlung für andere, sie ist nur zur Anregung gedacht.

Eckhart von Hirschausen: Das Glück kommt selten allein
Warum nicht mal einen Bestseller lesen? Also, wenn Sie es noch nicht haben: es macht Freude. Glücklich macht, wenn man es von Freunden leiht, das würde am besten zum Buch passen. Aber kaufen geht natürlich auch. 

Mitch Albom: Dienstags bei Morrie. Die Lehre eines Lebens. 
Wenn sich ein Mensch aus schwierigsten Verhältnissen emporgearbeitet hat bis zum Soziologieprofessor, dessen hervorstechendste Eigenschaften Werte und Menschlichkeit sind, ist das bereits ein Buch wert. Wenn aber eben dieser eine letzte Vorlesung für ein verlorenes Schaf gibt - über das Leben aus der Perspektive des Sterbens, dann lohnt es dabei zu sein. 

Sara Avinun: Rising from the Abyss
Eine autobiographische Erzählung einer Frau, die als kleines Kind durch vielerlei Wunder und Fügungen den Judenverfolgungen in Polen zumindest mit dem Leben entkommen konnte, schließlich nach Israel gelangte, dort eine Familie gründete, um irgendwann von ihren traumatischen Erinnerungen eingeholt zu werden; das Buch dient auch als Teil der späten Selbstheilung. Auch ein wichtiges Stück deutscher Geschichte, dabei perspektivisch "von außen"; unglaublich fesselnd, trotz aller Schwere auch voller Leichtigkeit. Leider nur auf englisch erhältlich.

Richard Bach: Die Möwe Jonathan und Illusionen
Bestimmt hinreichend bekannt, aber ich will diese beiden Bücher nicht auslassen.

Joachim Bauer: Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelgene
Ein Buch über die neurophysiologische Basis der Einfühlung und Nachahmung, Teil der Kommunikation direkt von Nervensystem zu Nervensystem.

Donata Elschenbroich: Weltwissen der Siebenjährigen. Wie Kinder die Welt entdecken können.
Nicht neu: Kinder sind unsere Zukunft. So wie heute mit Kindern umgegangen wird, sieht es nicht gut aus für unsere Zukunft. Es braucht unendlich viel Arbeit an sich selbst, um mitempfindungsfähig zu werden, und Offenheit für die Entwicklung der Kinder, die Bedeutung persönlicher Zuwendung und Unterstützung zu einer breiten und harmonischen Reifung - damit sie mehr werden als Rädchen im globalen Wirtschaftsgetriebe. In diesem Buch gibt es Anregungen, welche Erfahrungen zur Kindheitswelt gehören (können).

Michael Ende: Momo
Nicht sein einziges Buch, aber für mich das wichtigste.

Ken Dychtwald: Körperbewusstsein.
Immer noch ein Standard-Einsteigerbuch, das auf einfache Weise anschaulich macht, wie Körper, Seele, Haltung und Persönlichkeit zusammenhängen.

Daniel Goleman: Lebenslügen und einfache Wahrheiten, sowie: Emotionale Intelligenz
Der amerikanische Autor hat mir so manches anschaulich gemacht und nahegebracht. Wenn man nicht auf die Idee kommt gleich ein "Programm" zur funktionalen Verbesserung von sozialen Defiziten zu starten, sondern sich von den Ideen und Thesen befruchten läßt, wird es Früchte tragen. Die Lebenslügen habe ich mal verliehen und noch immer nicht zurückbekommen...

Julie Harris: Der lange Winter am Ende der Zeit
Roman, nach einer wahren Geschichte. Abenteuerlich, eine fremde Welt und Kultur, die einem amerikanischen Piloten nach einem Absturz schwer verletzt das Überleben ermöglicht. Wie er aufgenommen wurde in die Gemeinschaft, sich mehr und mehr hineinfindet, die Vielfalt menschlicher Lebensformen und die Wege, die das Überleben selbst unter extremen Bedigungen findet, sind für mich Zivilisationsmenschen nicht wirklich vorstellbar. Meinerseits: Ein langes Staunen am Ende der Couch.

Peter Heinl: Maikäfer flieg, dein Vater ist im Krieg... Seelische Wunden aus der Kriegskindheit
Ich habe es lange nicht realisiert. "Wir Deutschen" sind noch immer anders. Die Weltkriege sind noch immer nicht zu Ende - in uns. Immer noch habe ich die Folgen der Kriegstraumatisierungen zweiter Generation für mein Leben, und das um mich herum, noch nicht wirklich "begriffen". Dieses Buch gibt Einblicke.

James Kepner: Körperprozesse
Ausführliche Arbeit über Gestalt-Körper-Therapie. Ich weiß noch nicht, wo diese Arbeit praktisch so gemacht wird, aber das Buch ist toll...

Ayya Khema: Morgenröte im Abendland
Die in Deutschland gebürtige und inzwiscchen verstorbene Meditationslehrerin hat eine abenteuerliche Lebensgeschichte zu berichten. Jedoch besser als ihre Autobiographie finde ich diese Einführung in den Buddhismus; vielleicht nicht geistvoller als manch andere, aber in meiner "Erlebnissprache".

Koch, Schwertfeger: Zu zweit am Ende
Beziehungen gehen ja häufig irgendwann zu Ende. Schlimm genug, meine ich, in diesem Buch sind die inneren Stadien der Trennung ausführlich beschrieben. Das hilft, verschiedenes besser einzuordnen, zumindest bei anderen ;)

Francois Lelord, Christophe Andre: Der ganz normale Wahnsinn
Dieses kurzweilige Buch bietet eine Typenlehre, verbunden mit Hilfen, die Innenwelten dieser Menschen zu verstehen, der Einladung, sich selbst darin zu entdecken, und Hilfen, wie man mit diesen verschiedenen Arten "schwieriger Mitmenschen" umgehen sollte. Ziemlich hilfreich.

Stanislav Lem: Robotermärchen
Auch in diesem Buch findet sich der Blick von außen: in den Märchen von Robotern für Robotern ist die Eleganz und Funktionalität dieser wunderbaren Geschöpfe nur bedroht durch die schleimig-feuchte Beuteligkeit ihrer Schöpfer; ist der Mensch das Schreckgespenst, von dem Flugrost und sonstige Schrecken ausgehen. Höchst amüsant und gut vorlesbar, besonders auch wenn man Begriffe und Namen mag wie "Erg Selbsterreg".

Peter Levine: Vom Trauma befreien
als Selbsthilfebuch konzipiert, ist es die wohl beste Einführung in die Sichtweise der Somatic-Experiencing-Methode auf Trauma und Traumatherapie. Es ist hervorragend verständlich und macht die Vielzahl möglicher Symptome sensibel und nachvollziehbar verständlich. 

Janet Luhrs: Lebe einfacher. Ein Handbuch für mehr Gelassenheit
Wir haben viel zuviele Bücher. Und Gabeln. Und Servietten. Und Möbel, in denen wir all das unterbringen. Und und und... Und dann müssen wir all das auch noch abstauben. Vereinfache Dein Leben. Kaufe noch ein Buch. Dieses.

Andrea Olsen: Körpergeschichten
Wunderschön illustriertes Buch für Menschen, die Aspekte ihrer Körperlichkeit als Teil ihres Mensch-Seins erkunden wollen. Große Nähe zu Body-Mind-Centering und Tanz- und Bewegungstherapien.

Carl Rogers, Barry Stevens: Von Mensch zu Mensch
Während Carl Rogers mehr theoretische Artikel über Psychosen schreibt, ist Barry Stevens ganz der Mensch aus dem richtigen Leben. Die Kapitel ergänzen einander aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und haben mich viel über das gelehrt, was ich heute unter Menschlichkeit verstehe.

Mira Rothenberg: Children with emerald eyes
Bei dem Buch ist mir mehrfach der Schweiß ausgebrochen. Die Situationen, in die diese Pädagogin und Therapeutin geraten ist, kann ich mir kaum vorstellen, geschweige denn, wie sie es geschafft hat, auch mit den schwierigsten autistischen, gewalttätigen und vernachlässigten Kindern noch auf den Grund ihrer Seele zu sehen, und die Kinder dort zu berühren.

Babette Rothschild: Der Körper erinnert sich. Pathophysiologie des Traumas
"Traumaarbeit ist heute Körperarbeit" Ich weiß nicht mehr, woher das Zitat stammt, aber wer dieses überwiegend allgemeinverständliche Buch gelesen hat, weiß besser, warum das so ist. Und daß Trauma etwas ganz anderes ist als "Neurose", daher auch eine ganz andere Therapie braucht.

Gerd Rudolf: Strukturbezogene Psychotherapie
Es gibt verschiedene therapeutische Ebenen, die zu beachten sind. Traumafolgestörungen unterscheiden sich von "neurotischen" Belastungen und brauchen auch eine andere Form der Therapie. Eine weitere wichtige Betrachtungsweise sowie Grundlagen spezieller therapeutischer Verfahrensweisen bietet dieses Buch an. Es ist eine ausgezeichnete Analyse der frühen Störungen, die zu Problemen in der Reifung von Grundfertigkeiten führen, also den Fähigkeiten die man braucht damit z.B. Selbstwahrnehmung, Selbstberuhigung, Selbststeuerung, Individuation und Bindung möglich wird. Wenn diese Reifung nicht gelingt kann das z.B. zu schweren Persönlichkeitsstörungen, Borderline-Störungen, Somatisierungsstörungen u.v.m führen. Als wissenschaftliches Buch aus dem Hintergrund der Psychoanalyse ist es für Laien schwer verständlich, aber wer mit schweren Störungen befasst ist, wie z.B. Ärzte oder Pflegepersonal in psychiatrischen Kliniken, sollte dieses Buch kennen . 

Erich Scheuermann: Der Papalagi. Reden des Südseehäuptlings Tuiavii aus Tiavea
Wie authentisch diese Berichte des Häuptlings sind, in denen er seinem Volk die merkwürdigen Sitten und Verknotungen in Herz und Hirn der Europäer erläutert, ist mir ziemlich egal. Um die Europäer aus so "fremder" Perspektive und so treffend schildern zu können, braucht es jedenfalls einen großen Abstand, ein offenes Auge und ein freies Herz. Noch immer sehr aktuell, besonders die "schwere Krankheit des Denkens". Ich hatte mal ein kleines Büchlein in Blau aus einem Mini-Verlag, mit handschriftlichen Bemerkungen am Rande, die mitgedruckt wurden. Dann kam ein großer Verlag und hat den kleinen kaputtgeklagt... und auch dieses Buch habe ich verliehen und weiß nicht mehr an wen. Wer noch ein Exemplar von damals besitzt, ich wäre glücklich...

Erich Schiffmann: Yoga. The Spirit and Practice of moving into stillness.
Auch dieses Buch enthält, wie hunderte andere, ausführliche Anweisungen zu Asanas und ihrer praktischen Durchführung. Mir gefällt jedoch vor allem den ersten Teil, in dem es um das geht, was für mich eigentlich Yoga ist: die Stille, das Herz, das Sein.

Shalila Sharamon, Bodo J. Baginski: Einverstanden sein
Ein einfaches und gleichzeitig tief gehendes Buch über ein zentrales Thema: die Kunst (und die Gründe), die Dinge ganz genauso wie sie sind anzunehmen, einen Schritt weiter eben noch, innerlich einverstanden damit zu sein. Hat nichts mit Fatalismus zu tun, auch nicht damit, alles gutzuheißen. Kleiner, aber wichtiger Hinweis: Das einverstanden sein schließt natürlich auch das nicht-einverstanden sein ein.

Daniel J. Siegel: Das achtsame Gehirn
Die Neurowissenschaften haben längere Zeit in der Illusion gelebt, den Menschen erklären zu können. Dabei gab es Verirrungen der Art, dass Wissenschaftler der Arroganz des Halbwissens erlegen sind und uns erklären wollten, dass wir nur ein elektrisches Feuerwerk im komplexesten Stück Materie des bekannten Universums seien. Die Zeiten sind langsam vorbei und es kommt zu Kontakten zwischen Neurowissenschaften, alten Weisheitslehren und den Erfahrungen von Psychotherapie, Psychotraumatologie und Bindungstheorie. Genau in den Schnittfeldern dieser Disziplinen bewegt sich das Buch von Daniel Siegel und bezieht dabei höchst aktuelle Forschungen ein. 

Hal und Sidra Stone: Wenn zwei sich zu sehr trennen
Die Voice-Dialogue-Methode ist aus meiner Sicht eine schöne Basis zur Arbeit mit "inneren Teilen". Dieses Buch ist nach meiner Meinung das Beste zum Thema. Sein Schwerpunkt ist die Dynamik der inneren Teile in der Paarbeziehung, die Methode als solches habe ich davon abgesehen in keinem Buch besser vorgefunden.

Lenore Terr: Too scared to cry
Leider noch nicht ins Deutsche übersetzt ist dieses Buch der amerikanischen Kinderpsychologin, die als wohl erste Traumatisierungen bei Kindern erforscht hat. In diesem Buch sind anhand gut dargestellter Fallbeschreibungen die Kurz- wie Langzeitfolgen sowie die Folgen für die soziale Gemeinschaft durch Trauma anschaulich gemacht, wie ich es woanders noch nicht gefunden habe.

Claude Anshin Thomas: Krieg beenden - Frieden leben
Ehemaliger Vietnam-Soldat wird Mönch eines vietnamesischen buddhistischen Ordens. Größer kann die Spanne kaum sein. Sehr anschauliche Beschreibung seines Weges von dem heutigen Wandermönch, der auch in Deutschland Vortragsreisen macht. Von ihm habe ich (beim Vortrag) gelernt, daß Meditation Trauma beherrschbar machen kann, aber nicht heilen.

Alan Watts: Zeit zu leben. Erinnerungen eines "heiligen Barbaren"
Autobiographisches vom großen spirituellen Philosophen.

Paul Watzlawick: Der Kommunikationsforscher hat viele wichtige Bücher geschrieben. Einsteigerkost ist sicher noch immer die "Anleitung zum Unglücklichsein". Das mich vor langer langer Zeit wirklich f(r)u(r)chtbar wütend gemacht hat.

 

 

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