Aus dem Trauma heraus - der Freiheit entgegen

Psychologisches Trauma - die unterschätzte Kraft

Traumatische Erfahrungen umfassen Zustände der Überwältigung, tiefer Ohnmacht, unabwendbare Verletzungen der seelischen und körperlichen Grenzen. Sie können die körperliche Unversehrtheit, die innere Weltsicht, die Werteordnung und das seelische Gefüge erschüttern und verletzen. Unbewältigt können daraus chronische Störungen mit vielgestaltigen und langwierigen Folgeprobleme erwachsen. 

Zentral ist dabei das wiederholte Auftauchen oder Andauern von Traumasymptomen und -erleben, die kaum oder gar nicht willentlich beeinflusst werden können, infolge der Aktivierung biologischer Schutzmechanismen: 

Flucht z.B. in Form körperlicher und seelischer Unruhezustände, häufige Wechsel von Wohnort, Arbeitsstelle, Beziehungen; Angst und Panikattacken.

Kampf, etwa ständige Aggressivität, ‚Wutanfälle, sich leicht angegriffen fühlen, ständig sportliche oder berufliche Herausforderungen suchen, sich und anderen Höchstleistungen abverlangen, Dogmatismus, Trotz.

Erstarrung in Form schwacher oder fehlender Emotionalität, körperlicher Starre, Unlebendigkeit und Fühllosigkeit, Neigung Dinge auszuhalten und passiv über sich ergehen zu lassen, Opferfalle. 

Dissoziation, beispielsweise im Nebel sein, nicht richtig da sein, nicht dazugehören, sich isoliert fühlen, anders sein als die anderen, Konzentrationsstörungen. 

Seelische Spaltung, etwa häufige Wechsel in Verhalten und Erleben, starke innere Widersprüchlichkeit, innere Stimmen, unerklärliche Körpersymptome wie Schmerzen, Lähmungen, Bewegungsstörungen. 

Traumawiederholung: auf manchmal schon unerklärliche Weise kommt es zur Wiederholung von dem Trauma ähnlichen Gefährdungssituationen oder Retraumatisierungen. 

Die Symptome können nebeneinander gleichzeitig bestehen, einander abwechselnd oder phasenweise. Einzeln können sie die unterschiedlichsten Ursachen haben, erst im Gesamtbild zeigen sie das typische, jedoch häufig unerkannte Bild von Traumafolgestörungen. Alle diese Reaktionsweisen sind in ihrem Kern Versuche der Bewältigung, des Selbstschutzes, dem Überleben dienend. Die Symptome enthalten also auch Kräfte der Traumaüberwindung, die in der Therapie genutzt werden können. Trauma durchdringt alle Ebenen unserer Existenz: emotionale und mentale Funktionen, soziale Beziehungen, Einstellung zur Gesellschaft und Spiritualität. Ihre zwingende Kraft beruht darauf, dass sei in der Biologie des Selbsterhaltungtriebes wurzeln, neurophysiologisch in den in den älteren Teilen des Gehirns wie Stammhirn und der Angst- und Alarmzentrale Amygdala, unterhalb von Bewusstsein und dem bewussten Willen. 

In dem Versuch chronische Traumasymptome zu beherrschen kommt es in der Regel zu vielfältigen Bewältigungs- und Behandlungsversuchen. Die Symptome können vielgestaltig sein, widersprüchlich, diffus und wechselnd. So kommt es zum Ausagieren der traumatischen Energien z.B. in Beziehungen, zu intensiven Bemühungen um Verdrängung und Vergessen, auch mit Hilfe von „Selbstmedikation“ durch Drogen oder Alkohol, exzessiven Sport, durch meditative und andere Verfahren, die mentale Kontrolle anstreben, Essstörungen oder Selbstverletzung. Der „negative Pol“ im eigenen Inneren kann verleugnet werden und man versucht sich in den „positiven Pol“ zu retten, auf unterschiedlichste Weise. 

Die kassenzugelassenen medizinischen Behandler wie Hausarzt, Neurologen, Klinikärzte etc. reagieren häufig überfordert, abwertend oder verleugnend auf die schwer fassbaren Symptome, oder es werden isoliert die Symptome behandelt: durch Medikamente, Psychopharmaka, eine Vielzahl auch invasiver Untersuchungen bis hin zu Operationen, psychotherapeutisch werden Verhaltenstherapie und Gesprächstherapie angewendet, die bei Trauma häufig keine oder begrenzte Linderung bringen. Bei aufdeckender und konfrontativer Arbeit wird werden häufig Verschlimmerungen und Krisen ausgelöst. 

Alternative Verfahren machen aus ihrer Perspektive die unterschiedlichsten Ursachenzuschreibungen mit der Folge oft langwieriger, aber nur begrenzt wirksamer Behandlungen. Auch hier ist Aufdeckung der Ursachen ohne Stabilisierung der Selbstkontrolle häufiger Auslöser von teilweise schweren Krisen. 

So werden Menschen die an Traumafolgen leiden häufig missverstanden, abgewertet und fehldiagnostiziert und -behandelt. 

Ereignisse, die eine Traumafolgestörung auslösen können, sind manchmal einmalige Geschehnisse im Erwachsenenalter: ein Autounfall, ein Raubüberfall, ein Wohnungseinbruch, Diagnose einer möglicherweise tödlichen Krankheit. Folge kann eine sogenannte einfache Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) sein. 

Häufiger gibt es Ereignisketten wie medizinische Prozeduren im Kindesalter, Krankenhausaufenthalte im Jugendalter und die Not-Operation eines Elternteils im Erwachsenenalter; oder sexuelle Gewalt im Jugendalter gefolgt vom Miterleben einer Vergewaltigung als Erwachsener, mit der Folge einer sogenannten komplexen PTBS.

Da die Verletzlichkeit, also die Unfähigkeit Trauma abzuwehren oder zu bewältigen bei Kindern am größten ist, liegen viele Störungen hier begründet: in Geburtstrauma, frühkindlicher Vernachlässigung, Bindungsstörungen, sexuelle Übergriffe, medizinische Behandlungen und Untersuchungen, psychische Krankheit eines Elternteils oder früher Tod der Mutter. Hier können ebenfalls komplexe PTBS entstehen bis hin zu seelische Spaltungen, die diagnostisch mit Begriffen wie traumabasierte Borderline-Störung, DDNOS (dissociative disorder not otherwise specified) oder Dissoziativer Identitätsstörung (DIS) belegt werden. 

Einmal chronifizierte Traumata dauern unbehandelt lebenslang an. Sie können jahrzehntelang symptomarm im Hintergrund bleiben, wie das häufig bei Kriegstraumatisierungen der Fall ist, und durch Krankheit, Schwäche, Alter oder Lebensbrüche und -übergänge aufbrechen, wobei die Ursache der auftauchenden Symptomatik meist nicht erkannt wird. 

Überwindung von Trauma braucht spezifische Therapie, die Stabilisierung, Aufbau und Einbindung positiver Lebenskräfte, der sogenannten Ressourcen, Psychotherapie auf physiologischer und neurophysiologischer Ebene. Dazu kommen Kenntnis und Erklärung von Traumadynamik und -gesetzmäßigkeiten. Erstes Ziel ist Kontrolle und Symptomabbau, bis schließlich hin zur Trauma-Integration und damit der Auflösung des Traumas.

Zwar können besonders bei komplexen und frühen Traumata die Behandlungszeiten lang sein, aber die Aussichten auf anhaltende Besserung und letztlich sogar Heilung sind gut, zudem wird die Besserung des Befindens und vieler Symptome schon früh im Therapieverlauf spürbar. Die Therapie ist transparent, das heißt es wird erklärt, was gemacht wird und warum das wichtig ist. Die eigene Kompetenz wird dadurch gestärkt, sowohl für sich selbst als auch im Leben insgesamt. Sinn und Heilungsimpuls der Symptome können verstanden und genutzt werden. Es entsteht häufig eine grundlegend neue Lebensqualität und eine neue Fähigkeit zur aktiven und erfolgreichen Lebensgestaltung. 

Schwerpunkt der Therapie ist Somatic-Experiencing nach Peter Levine, einer biologisch-neurophysiologisch orientierten Methode. Dazu kommen Erfahrungen und Fortbildungen im Bereich Therapie dissoziativer Störungen und Struktureller Dissoziation, Ego-State-Therapie und psychoimaginative Verfahren. 

 

Symptome, die u.a. mit Traumatisierung in Zusammenhang stehen können:

- häufiges Gefühl der Überforderung

- Konzentrationsschwierigkeiten

- Desorientiertheit in Raum u. Zeit

- Anfälligkeit für Unfälle oder Missgeschicke

- Gefühl der Lähmung, Erstarrung

- Unverbundenheit mit sich und der Umwelt

- immer wiederkehrende Fantasien oder Erinnerungen belastender Ereignisse

- Angstzustände, Panikattacken

- chronische Erschöpfung und Schlafstörungen, "Ausgebranntsein"

- Schmerzzustände ohne med. Befund

- Übererregbarkeit oder Apathie

- Wutausbrüche, Übervorsichtigkeit, Panikattacken

- Gefühle der Ohnmacht, körperliche Ohnmachtsanfälle

- Arbeitswut oder Rückzugstendenz

- häufige geistige Abwesenheit, "Tagträumen", Gedächtnislücken

- Suchtverhalten auf allen Ebenen

 

Ausführliche Informationen zu Trauma und Traumatherapie

Homepage des Somatic-Experiencing-Vereins Deutschland

 

 

Letzte Änderung dieser Seite: 18.04.2010

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